Verkehrswende: Zahl der Schrotträder fast verdoppelt
- Karl-Heinz Leiss

- 20. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Aug.
Dass immer weniger Grazer ihre Wege in der Stadt mit dem Auto zurück legen, ist ein positiver Aspekt der mit vielen Steuermillionen und Baustellen erkauften und angepeilten Verkehrswende in Graz. Weitaus weniger erfreulich ist, dass mit der steigenden Zahl der Radfahrer die Schrotthalde an „Fahrradleichen” immer größer wird. Sie verdoppelte sich in vier Jahren beinahe.

Seit 1. Jänner 2020 ist die Holding Graz, genauer die Sparte Stadtraum, für die Entsorgung dieser Fahrräder zuständig. Das Personal vom Stadtraum sammelt bei seinen Touren neben Müll aus den Müllbehältern im öffentlichen Raum auch die Schrotträder ein. „Knapp 700 Schrottfahrräder werden im Grazer Stadtgebiet ihrem Schicksal überlassen, eingesammelt und abgeschleppt. 2021 waren es 400 Räder. Und die Tendenz ist weiter steigend”, erklärt dazu Holding-Sprecher Gerald Zaczek-Pichler.
Ein Grund für diese Steigerung ist, wie der Leiter der Sparte Stadtraum, Burkhard Steurer, und Holding-„OmPUTZmann” Thomas Hofer kürzlich bei einer Veranstaltung des Wirtschaftbund Innere Stadt verrieten, die Meldung von Schrotträdern über die App „Schau auf Graz”. Über diese App können Grazer Missstände im öffentlichen Raum melden: von der defekten Straßenbeleuchtung über Schlaglöcher bis zu Vermüllungen. Steurer: „In den Innenstadtbezirken zählen Radlleichen fast schon die Spitzenmeldungen über die App.”
Bahnhof, Univiertel und Kaiserfeldgasse sind Hotspots
Aufschlussreich sind jene Gegenden, in denen die Holding die meisten „Fahrradleichen” entsorgen muss. Zaczek-Pichler: „Abschlepp-Hotspots sind der Grazer Hauptbahnhof sowie die Gegend direkt um die Karl Franzens Universität. Im Trend liegt jetzt auch die Innenstadt, beispielsweise die Kaiserfeldgasse. Der Bahnhof wird teils alle zwei bis drei Wochen gereinigt.”
Über die Gründe, warum so vielen Grazer Radbesitzern das Schicksal ihres Drahtesels egal zu sein scheint, gibt es nur Spekulationen. Zaczek-Pichler: „Die Gründe warum die Fahrräder stehen bleiben sind unterschiedlich: Bequemlichkeit, Studenten, die wegziehen oder Räder werden lange nicht benutzt und Sättel oder Räder verselbständigen sich.“
Nicht auszuschließen ist allerdingsauch, dass sich bei der Neuanschaffung eines Fahrrads Grazerinnen und Grazer auf diese „unkomplizierte” Art und auf Kosten der Allgemeinheit so ihres alten Gefährts entledigen.
Das passiert mit den Schrotträdern
1.) Schrotträder die über die App „Schau auf Graz“Polizei, GPS oder die Stadtreinigung gemeldet werden, mit einer Schleife versehen. Nun hat der oder die Besitzerin sechs Wochen Zeit die Schleife auf dem Fahrrad zu entfernen und das Fahrrad umzustellen.
2.) Sollte sich in den darauffolgenden sechs Wochen niemand um das Fahrrad kümmern, wird es von der Holding Graz abgeschleppt und als Schrottfahrrad deklariert. Das Schrottfahrrad wird im Computersystem hinterlegt und in der Sturzgasse 5 bis 7 eingelagert. Anschließend wird die Polizei darüber informiert, dass das Schrottfahrrad abgeschleppt wurde.
3.) Der oder dir Besitzerin hat dann drei Monate Zeit, das Schrottrad wieder auszulösen. Dafür werden eine eidesstattliche Erklärung und ein Lichtbildausweis benötigt. Es wird auch eine Gebühr in der Höhe von 24 Euro verrechnet, dazu kommen die Einlagerungskosten von 1,45 Euro proTag.
4.) Sollte niemand das Schrottfahrrad in der gesetzten Frist abholen, wird das Fahrrad an sozialökonomische Einrichtungen weitergegeben oder für caritative Zwecke gespendet. Übrig gebliebene Räder werden verschrottet.
Verkehrsbehindernde Fahrräder
Anders ist die Vorgangsweise, wenn es sich um verkehrsbehindernd abgestellte R#der handelt.
1.) Verkehrsbehindernde Räder werden nur nach Auftragserteilung von der Polizei oder dem Grazer Parkraum- und Sicherheitsservice (GPS) abgeschleppt. In diesem Fall muss das Fahrrad sofort entfernt werden.
2.) Zur Absicherung werden vom Fahrrad mehrere Fotos gemacht um etwaige Schäden zu dokumentieren. Für die Übernahme des Fahrrads muss die Polizei bzw. die GPS ein digitales Dokument unterschreiben. Erst dann wird das verkehrsbehindernde Fahrrad von der Holding Graz mitgenommen. Am Boden wird für den Besitzer oder die Besitzerin ein Sticker aufgeklebt. Auf ihm findet sich die Information, dass das Fahrrad abgeschleppt wurde und wo es abzuholen ist.
3.) Das Fahrrad wird in die Sturzgasse 5-7 gebracht und im Computersystem hinterlegt, mit einer Schleife versehen und für sechs Monate eingelagert. Anschließend wird die Polizei darüber informiert, dass das Fahrrad abgeschleppt wurde.
4.) Für die Abholung eines wegen Verkehrsbehinderung abgeschleppten Fahrrads benötigt der Abholer bzw. die Abholerin eine eidesstattliche Erklärung und einen Lichtbildausweis. Es wird auch eine Gebühr in der Höhe von 24 Euro verrechnet, dazu kommen die Einlagerungskosten von 1,45 Euro pro Tag.
KHL


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