Tassos, der „König der Grazer Griechen”, sucht einen Nachfolger
- Rudi Hinterleitner
- 17. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Es ist kaum zu glauben, aber DI Tassos Wassilikos, der „König“ der Grazer Griechen, will seinen Laden „dicht“ machen. Er kam vor genau 65 Jahren, brachte Sirtaki, Wein, Oliven und Ziegenkäse nach Graz. Und jetzt, eineinhalb Jahre vor seinem „Neunziger“, sucht er einen Nachfolger für seinen Laden.

Bis jetzt liefert er noch seine Qualitätswaren „Made in Griechenland“ persönlich aus, sein Olivenöl ist Weltklasse. „Aber es ist jetzt langsam Zeit, den operativen Part einzustellen“, so Tassos. Da auch sein Sohn und die Tochter längst in anderen Branchen tätig sind, sucht er einen Nachfolger. „Ich verlange als Ablöse kein Eckhaus, aber es müssen Leute übernehmen, die eine Liebe zu Griechenland und den Waren haben.“ Tassos hat gut 500 Stammkunden, begonnen von der Gastronomie, bis zu Privatkunden, die am heimischen Herd, seine Waren zu Köstlichkeiten verarbeiten.
Vom Maschinenbau-Studenten zum Lebensmittel-Importeur
Drehen wir aber noch ein wenig das Rad zurück: In Zeiten wie diesen, drehen sich viele Diskussionen um Zuwanderer. Es gibt Zweifel, Ängste – aber auch viele positive Aspekte. Ein Mann, der zu uns kam, ist DI Tassos Wassilikos, aufgewachsen in Sochos bei Thessaloniki, eines von acht Kindern. Vater erschossen, mit dem Bruder musste er ins Waisenhaus. 1960 kam er als Maschinenbau-Student, pendelte zwischen Jobs in Deutschland und Österreich, um sich so sein Studium zu finanzieren. Und schließlich ließ er sich in Graz nieder, hat er doch hier seine Gattin Hanna gefunden – inzwischen sind die Kinder erwachsen (Tochter und Sohn).
Sein Weg war ein langer, mit seinem Bruder Johannes, der ihm nach Graz folgte, gründete er die Firma „IMEX,“ die heute noch ihren Sitz in der Schönaugasse 17 hat. Import von Olivenöl, Schafkäse, Wein usw. Viele Stationen hat Tassos durchlaufen – legendär sein Griechen-Stand in der alten Messe-Lebensmittelhalle, 25 Jahre lang. Damals, als in der Halle 6 noch getanzt, geraucht, gefeiert wurde. Die „Sirtaki-Feste“ sind unvergessen.
Ein richtiger „Schwoaza”
Nicht weniger als 16 Jahre betrieb er auch das „Zorbas“ – ein Gastro-Treffpunkt von Griechen und den Grazer Fans. So hat er Graz lieben gelernt, neben Aris Saloniki und Borussia Dortmund, wurde Sturm zu einem Lieblingsklub. Ist doch die Farbe „Schwarz“ bei allen drei Klubs in den Vereinsfarben verankert.
„Ich wurde ein überzeugter Grazer”
Nach Griechenland geht er selten, ist doch auch seine Schwester verstorben, für das Land selbst sieht er in naher Zeit nur eine langsame Gesundung, „zu viel ging da kaputt.“ Sein Lebensmittelpunkt ist Graz, „man hat mich hier toll aufgenommen und ich wurde ein überzeugter Grazer.“ Und wenn Tassos jetzt – wird er doch im November seinen 89er feiern – in die Zukunft blickt, sieht er diese daher nicht in Griechenland. „Bin jetzt 60 Jahre hier, ich liebe die Stadt, die Menschen und bin, wenn ich das so sagen darf, zu dreiviertel Österreicher – der Rest ist Griechisch.”
Ein schönes Kompliment vom „König der Grazer Griechen!“ Er ist gekommen, um zu bleiben! Noch lange, so rüstig wie der Tasso ist!
RH
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