Superblock: Ein Vergleich zwischen Barcelona und Graz
- Redaktion
- 2. März
- 2 Min. Lesezeit
Verkehrsberuhigte Straßen, konsumfreie Zonen, Radwege, Gastgärten, Mülltonnen, Anrainerparkplätze, Aufenthaltsqualität und Sehenswürdigkeiten. Ich liebe meinen Superblock … in Barcelona. In Graz heißt es eher: copycat kills. Superblock ist nicht gleich Superblock.
Bewegung ist gesund. Bewegung ohne Durchzugsverkehr ist fantastisch. Bewegung im Grazer Superblock ist kurz, sehr kurz sogar. Manchmal fühlt es sich, dank duftender Häufchen am Gehsteig, an wie ein Slalom. Manchmal gleicht es einem Ninja Parcour, da die Rush-Hour auf der augenscheinlich leeren Fahrbahn begonnen hat oder das Eingangsportal einfach zu weit vom Fahrradabstellplatz entfernt ist.
Unser heiß umworbener und viel diskutierter Grazer Superblock erstreckt sich, realistisch betrachtet, über die Bereiche Kaiserfeldgasse (Eisernes Tor bis Neutorgasse), Raubergasse, Landhausgasse, Schmiedgasse, Albrechtgasse und „kleine Neutorgasse“. In der „großen Neutorgasse“ staut sich in den Stoßzeiten bereits wieder der Durchzugsverkehr. Der Superblock in Barcelona ist optisch das Vorbild für Straßenmarkierungen, Sitzgelegenheiten, Bepflanzung,… ist flächenmässig zehnmal so mächtig und ein direktes, waschechtes, alteingesessenes Wohnviertel ohne städtische Ämter und Büros mit viel Parteienverkehr. In Barcelona ist das Parterre für „den Umsatz“ reserviert.
Nehmen wir zum direkten längenmässigen Vergleich den verkehrsberuhigten Teil der Kaiserfeldgasse zwischen der Neutorgasse und dem Eisernen Tor: Auslagen eines Textilkonzerns, Gastronomiebetriebe, Möbelhandel, Café, Restaurant, Friseure, städtisches Amt mit Impfstelle, kleiner Supermarkt, Friseurbedarf, Immobilienbüro, Parfumerie und ein Handwerksbedarf.

In Barcelona auf gleicher Straßenlänge im Superblock kleine Läden mit Gastronomie, Apotheke und Handel aller Art – Fleischerei, Supermärkte, Restaurant, Café, Bäckerei, Sanitär (Installateur), Textilien (Bettdecken, und Bettwäsche, Badezimmertextilien), Möbel, Parfumerie, Immobilienhändler. Nagelstudio, Juwelier, Spielwaren, Kleidung in allen Preisklassen, Friseur, Reifenhändler und ein Elektriker – mit Ladetätigkeitszonen und Kinderspielmarkierungen vor der Türe. Dort wo früher ein Kreisverkehr die Autos geleitet hat ist jetzt ein begrünter Minipark.

Auffällig ist die katalanische Disziplin: Fahrräder befinden sich ausschließlich am gekennzeichneten Parkplatz und man(n) geht zu Fuß zum Café, Restaurant oder Geschäft. Keine Abkürzungen über den Gehsteig oder Grünflächen, weil der Radweg einen Umweg von 90 Sekunden bedeuten würde. Bewohner des spanischen Superblocks besitzen Autos, Mopeds und Lieferwägen, die in Parallelstraßen oder kostengünstigen Anrainergaragen abgestellt werden.
Öffentliche Verkehrsmittel sind in beiden Städten in einer Minute Fußweg vom Superblock entfernt.
Bleiben nur noch die Fragen: Was ist ein Superblock? Was ist Aufenthaltsqualität? Was braucht die Stadt?
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