Statt Kirchenwirt: Ein Bistro für Pilger
- Burghard Stulecker
- 31. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Apr.
Die Basilika Mariatrost steht seit September 2022 im Trockenen, damals schloss mit dem „Pfeifer“, der letzte Kirchenwirt am Purberg. Ein Schandmal des spirituellen Tourismus, immerhin ist die einzige Basilika von Graz, nach Mariazell, die wichtigste Wallfahrtskirche des Landes. Ihr barocker Glanz wird durch den Schatten angrenzender Immobiliengeschäfte bedenklich gedämpft. Jetzt arbeitet der Pfarrer an ein Notprogramm: Ein Bistro soll Pilger Speis’ und Trank versorgen.

Schon vor dreihundert Jahren versorgten Pauliner-Mönche, am Wallfahrtsort Maria Trost Pilger aus dem Umland, aus Ungarn, Kroatien und Slowenien. Später sorgten Franziskaner für deren Wohl und ab 1919 übernahm diese Aufgabe die Familie Pfeifer. Joseph Pfeifer, Kirchenwirt in dritter Generation, verkaufte das Anwesen 2021 an eine Immobiliengesellschaft namens „rendite-hoch-3“, schloss aber gleichzeitig einen Pachtvertrag über fünfzehn Jahre ab, um die Gastronomie weiterzuführen: „Mir war es wichtig, einen Käufer zu finden, der alte Werte zu schätzen weiß und bei dem nicht Profitmaximierung im Vordergrund steht!“ So der heutige „Stainzerbauer“ damals zur „Kleinen Zeitung“. Im September 2022 war Schluss, der neue Besitzer vernachlässigte sowohl die alten Werte wie seine Verpflichtung zur Instandhaltung des Gebäudes so, dass Seppi Pfeifer das Tischtuch warf und die Türen schloss. Nach den Aus der Restaurants „Mosser“ und „Ohnime“ im näheren Umfeld, stehen die Basilika mit ihren Wallfahrern nun im trockenen.
Ein Transparent für die ( Un-)Seligkeit !
Auf von neuen Eigentümern angebrachten Transparenten, die nicht nur die ehrwürdigen Gemäuer des einstigen „Hotel-Restaurant Pfeifer“ verschandeln, wurden anfangs 29 Wohnungen plus Gastronomie angeboten. Seit ein paar Wochen werden auf einer riesigen Plastikplane von „rendite hoch 3“ 35 Wohnungen beworben, eine Firma namens „buildings 4 future – Immobilien“ lockt mit „Ihre Wertanlage mit bester Aussicht. Im Grünen. In Graz. Im Glück.“ Von Gastronomie ist auf keinem Transparent mehr zu lesen, auch diesmal nicht die geringste Andeutung von „alten Werten“.
Parkplätze bleiben ebenfalls unerwähnt, aber die gibt es ja, zwar für die Kirchengeher, aber Wallfahrer kommen ja bekanntlich zu Fuß. Dafür gibt es Telefonnummer und E-Mail-Adresse eines Dr. Jürgen Nageler in Wien, über die man sämtliche Auskünfte erhält, oder annimmt sie zu erhalten, denn am Telefon hob niemand ab und eine Anfrage über E-Mail blieb unbeantwortet. Der Versuch, eine Woche später, über eine Grazer Adresse Kontakt aufzunehmen, war insofern erfolgreicher, dass sich eine Dame am Telefon meldete und darauf verwies, Fragen zu diesem Projekt an eine andere E-Mail-Adresse zu schicken. Sowohl diese Post wie die Nachfrage ein paar Tage darauf wurden abermals ignoriert. Trotzdem, auf der Homepage von „rendite-hoch 3“ wird auf „ Ein klares Bekenntnis zum, Kundinnen, -und Kundenverkehr…“ hingewiesen , dies sollte man im Sinne jener Zweifler erwähnen, die dahinter reine Spekulation wittern. Wie die Bedenken all jener, für die einst ein Besuch der Basilika mit anschließender Labung beim Pfeifer, zu den schönsten Ausflügen im Nahgebiet Graz gehörte. Dass man den Anstieg von der Endhaltestelle des „Einser“ über die steile Straße, oder die 216 Stufen in Angriff nimmt, ohne sich beim Kirchenwirt stärken zu können, ist unwahrscheinlich. Der inneren Einkehr folgt bekanntlich die in das Gasthaus und das ist seit Ewigkeit für Kirche und Wirte eine Win-win –Situation. Ob es dafür in Mariatrost ein Wunder braucht, ist fraglich, es braucht einem allerdings nicht zu wundern, wenn schon so manche Kerzen für den schnellen Bankrott diverser Machenschaften leuchten. „Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung……“ (1 Timotheus 6:9)
Bistro als „Pilgerretter“
Für den Bezirksvorsteher von Mariatrost, Erwin Wurzinger (ÖVP), ist diese Lage „ beschämend, aber uns sind die Hände gebunden“, Pfarrer Mag. Dietmar Grünwald arbeitet an einem Notprogramm: „ Wir haben nun die Baugenehmigung für ein Bistro in einem unserer Gebäude eingereicht, das im nächsten Jahr eröffnet werden soll !“ Das könnte die düstere Lage um die Basilika, zumindest um die jüngst entstandene Überlieferung abschwächen, dass der Friedhof für verhungerte und verdurstete Wallfahrer angelegt wurde. Die Festessen nach feierlichen Gottesdiensten, Hochzeiten, oder Taufen wird es wahrscheinlich nicht ersetzen können.

Die Basilika
Am Ort der Basilika, 469 Meter über dem Meeresspiegel, stand einst das Purbergschlössl des Franz Caspar Conduz(z)i von Heldenfeldnfeldi, das er 1708 dem Pauliner-Orden übergab. Ziuvor hatte Canduzzui Troubles mit der Amtskirche. Er sei religionsbesessen, habe mit den Opfergeldern der Gläubigen den Bau seiner Wirtshäuser (Kirchenwirt und ehemaliges Gasthaus Kirchberggasse 1) finanziert, in denen er mit Profit die Wallfahrer/innen unterbringe, lautete die Vorwürfe.
In der Schloss-Kapelle befand sich eine Marienstatue aus dem Stift Rein, der man wundersame Kräfte nachsagte. Diese führten 1714 zur Grundsteinlegung einer Kirche, deren Gestaltung man den Baumeistern Andreas Stengg und dessen Sohn Johann Georg anvertraute. Zehn Jahre dauerte es, bis der Rohbau stand, zur endgültigen Fertigstellung des Gotteshauses, das der Jesuiten-Kirche „Il Gesú” in Rom nachempfunden wurde, fand erst 1779 statt. Durch die Reformen Kaiser Josephs II wurde der Pauliner Orden auf Habsburger Territorium aufgelöst, die Wallfahrtskirche von Franziskanern zu einer Pfarrkirche umgewandelt. Seit 1846 gehört sie wieder zu den bedeutendsten Wallfahrtskirchen der Steiermark. Ab 1996 gehört die Pfarre zur Diözese Graz-Seckau. Zu ihren Höhepunkt gelang die Kirche am 28. Oktober 1999, als sie vom Papst Johannes Paul II zur „Basilica minor“ erhoben wurde.
Burghard Stulecker
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