Sicherer Schulweg: Nicht fürs Ferdinandeum!
- Karl-Heinz Leiss

- 8. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Vor acht Jahren wurden Sporgasse, Färbergasse, Färberplatz, Mehlplatz, Glockenspielplatz, Abraham-a-Santa-Clara-Gasse, Stempfergasse und (tagsüber) die Herrengasse per Verordnung zur Fußgängerzone. Doch das dort herrschende Fahrverbot für Räder, E-Scooter, E-Roller und Autos (!) wird zunehmend ignoriert. Das zeigte sich auch heute wieder am ersten Tag des neuen Schuljahres, an dem Kinder der Volks- und Mittelschule Ferdinandeum – der einzigen Schule in einer FUZO - von Radlern und Autofahrern bedrängt wurden.

Montag gegen 7.45 Uhr trafen die ersten Kinder, deren Eltern und Lehrer:innen vor der Schule in der Färbergasse ein. Viele warteten im Bereich eines Gasgartens gegenüber, wohl wissend, dass ein Aufenthalt direkt vor dem Schuleingang zu Konflikten mit Radlern und Autofahrern – die entgegen des dort für sie geltenden Fahrverbots – führen kann.
Und tatsächlich erzwingen ein weißer Pkw mit Wiener Kennzeichen und mehrere Radfahrer:innen – aus Richtung Sporgasse bzw. Glockenspielplatz kommend – die Durchfahrt, wie auch Fotos eines Anrainers zeigen.


Schweigen und Ignorieren von Grünen, KPÖ und Ämtern
graz.live hatte schon am 13. August auf das Problem, dass diese Fußgängerzone mangels effizienter Kontrollen der Exekutive sowie leicht zu übersehender und/oderverwirrender Kennzeichnung der FUZO durch entsprechende Gebotsschilder immer mehr zu einer illegalen Begenungszone wird, hingewiesen. Außer vom 2. Innenstadt-Bezirksvorsteher Rupert Felser von der ÖVP („Ohne nachhaltige Kontrollen der Exekutive geht es nicht!”) gab es keine Reaktionen. KPÖ-Bezirksvorsteher und Kahr-Büroleiter Alfred Strutzenberger verweigerte eine Antwort ebenso wie seine 1. Stellvertreterin Miriam Laurin-Windisch von den Grünen.

Zwei Wochen vor Schulbeginn versuchte graz.live erneut, Antworten zur Problematik, dass die Fußgängerzone zunehmend zur illegalen Begegnungszone wird, von den verantwortlichen Stellen im Rathaus zu erhalten.
Wir stellten der Grazer „Fußgänger.innen-Beauftragten" Renate Platzer, dem Leiter der Verkehrsplanung, Wolfgang Feigl, und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner folgende Fragen:
Decken sich die geschilderten Probleme auch mit ihren Wahrnehmungen?
Wie sehen konkret die erfolgten und in Planung befindlichen Lösungen zur Behebung dieser Probleme durch die Fußgänger:innenbeauftragte aus?
Sind Sie auch der Ansicht des Straßenamts, dass die bestehende Kennzeichnung der Fußgängerzonen durch die Zahl und Platzierung der Hinweistafeln ausreichend ist und die Gründe für die Nichteinhaltung des dortigen Fahrverbots durch Radfahrer, E-Radfahrer, E-Scooterlenker und E-Mopedfahrer vor allem im Verhalten dieser Verkehrsteilnehmer:innen liegt?
Wäre es nicht sinnvoll, die Fußgängerzonen und das dortige Fahrverbot zusätzlich durch entsprechende Bodenmarkierungen zu kennzeichnen?
Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoll, zur Überwachung und Kontrolle des Fahrverbots zusätzlich zur Exekutive die Ordnungswache und die Parkraumübewachung der Stadt zumindest als „Aufklärer” einzusetzen?
Demnächst findet in Graz der 1.Österreichische Fußgänger:innen-Kongress statt. Bei Durchsicht des Programms konnte ich wenig zum Thema Kontrolle der Einhaltung der für Fußgängerzonen, Fußgänger-Radweg-Bereiche usw. finden. Ist geplant, dieses Thema auf die Agenda zu bringen?
Und wiederum: Schweigen der Verantwortlichen aus den Ressorts dr Grünen. Vom Leiter der Verkehrsplanug kam nur eine automatisierte Antwort zurück: „Sehr geehrte Absenderin, sehr geehrter Absender, vielen Dank für Ihre Nachricht. Mobilität bewegt. Deshalb erhalten wir täglich zahlreiche Anregungen und Anfragen. Ihre Nachricht wird einer Kollegin / einem Kollegen zur Bearbeitung zugeteilt. Das Team der Abteilung für Verkehrsplanung wünscht Ihnen einen schönen Tag!”

Bildungsstadtrat Hohensinner fordert „runden Tisch”
Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner, mit der fehlenden Verkehrssicherheit für die Schülerinnen und Schüler der Ferdinandeum-Schulen konfrontiert, ist empört: „Einmal mehr wird deutlich, dass Verkehrsstadträtin Judith Schwentner nur ihre eigene grüne Klientelpolitik wichtig ist. Berechtigte Kritik und Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern bleiben wieder einmal ungehört. Die kommunistisch-grüne Verkehrspolitik des Drüberfahrens ist gescheitert. Ich fordere Schwentner auf, einen Runden Tisch zu dieser Frage zu veranstalten, der alle Betroffenen zusammenbringt, und echte Lösungen erarbeitet.“

Auch Thema im September-Gemeinderat?
Nun: In der nächsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 18. September, könnte ja auch dieses Thema zur Sprache kommen. Noch dazu, wo auch SPÖ-Gemeinderat Arsim Gjergji mit der Verkehrspolitik der Grünen Koalitionspartner ein Huhn zu rupfen hat. Wie graz.live berichtete, verwandeln eine Dauerbaustelle und fehlende Kontrollen den Gehsteig vor seinem Lokal „Eleven” in der Kaiserfeldgasse in eine Rennbahn für hunderte Radler und Scooterfahrer, welche sowohl die Gäste als auch das Personal gefährden. Und der deswegen in einem Zeitungsinterview mit ein paar starken Ansagen gegen den Grünen Koaltionspartner im Gemeinderat aufhorchen lässt: „Ehrlich gesagt, bin ich wirklich frustriert. Täglich muss ich mich, meine Partei und die Koalition rechtfertigen und gegenüber Gästen und Passanten verteidigen. Dummerweise gehen mir langsam die Argumente aus, um koalitionstreu zu sein … Wir müssen damit aufhören, die Menschen jeden Tag zu ärgern. So aggressiv wie die Grünen ihre Verkehrspolitik betreiben, das stößt immer mehr auf Ablehnung und Wut. Es fehlt einfach die Bereitschaft, den Menschen zuzuhören. Aus meiner Sicht ist es kommunalpolitisch sehr bedenklich, wenn man mit den Leuten nicht auf Augenhöhe redet.”
KHL


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