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PV-Anlage Andritz: „Info-Abend” endet mit Eklat

  • Autorenbild: Erich Cagran
    Erich Cagran
  • 25. März
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. März




Am „Nein” der Andritzer zum von Stadt und Holding geplanten Photovoltaik-Park „An der Kanzel” konnte der Bürgeranbend am Montag im Pfarrsaal nichts ändern. Erst recht, nach dem der mehr als Parteipolitiker denn als Fachbeamter agierende Leiter des Grazer Umweltamts für einen Eklat sorgte.


Die linke Koalition– Vizebgm. Schwentner,  KPÖ-Finanzstadtrat Eber an der Spitze – hatte die erste Reihe im Pfarrsaal geentert. Ganz Rechts: Holding-Vorstand Heigl. (Foto: E.C.)
Die linke Koalition– Vizebgm. Schwentner, KPÖ-Finanzstadtrat Eber an der Spitze – hatte die erste Reihe im Pfarrsaal geentert. Ganz Rechts: Holding-Vorstand Heigl. (Foto: E.C.)

Nach langatmigen, einschläfernden Erklärungen über die Wichtigkeit von Solar-Strom wurden die Bürger an*s Mikro gelassen - die man durch die langatmigen Einleitungen einschläfern, aber nicht ausreden lassen wollte.

Ein thematischer Bezirks-Info-Abend war geplant. Beamte statt wirklichen Experten und Links-Politiker enterten den Pfarrsaal - zur Photovoltaik-„Werbeveranstaltung“, wie sich schnell zeigte. Eine schlechte allerdings, wie Werbe-Fachleute im Saal anmerkten. In erster Reihe: Die Grüne Bürgermeister-Stellvertreterin Judith Schwentner und ihr koalitionärer KPÖ-Partner, Finanzstadtrat Manfred Eber. Dazu Gemeinde- und Bezirksräte -  und Neo-Bezirksvorsteherin, Ex-Landesrätin Doris Kampus (SPÖ) als Gastgeberin.

Die Koalitions-Parität war gewahrt. Die linke Riege war unter sich – im Pfarrsaal. So sagte die Ressort-zuständige Judith Schwentner, dass ihr Masterplan das Maß aller Dinge sei. Auch KPÖ-Finanzstadtrat Eber war in seinem Statement der Masterplan im Sinne der Energie-Effizienz ein Anliegen. Aber: die (eigenen) Experten sollen sagen, was Sache ist…

„Erst in der Projekt-Entwicklungsphase”

Holding-Graz Vorstand Gert Heigl gab zu, dass der Klimaschutz-Plan (klimaneutral bis 2040 und im Haus Graz bis 2030) ein mögliches Ziel ist. „Wir wollen mit geringsten Mitteln den größten Erfolg erzielen“. Also: PV-Anlage an der Kanzel. Aber: „wir stehen erst in der Projekt-Entwicklungs-Phase… und können daher vermutlich auch noch nicht alle Fragen beantworten...“

Kritisch die Fragen um das Wasserschutzgebiet. Das Wasserwerk selbst betreibt eine PV-Anlage, am Grundstück daneben sei das aber verboten, fragte Prof. Suppan. „Das sieht die Verordnung aus 2017 so vor“, so die sinngebende Experten-Antwort. Kajetan Beutle, Chef des Wasserwerkes machte schnell klar: „Ja, wir haben eine PV-Anlage auf unserem Grund, eine Erweiterung ist im Lauf von Verfahren. Wir beschränken uns aber nun nur noch auf das Projekt „An der Kanzel“.



Rendering vom Solarpark „An der Kanzel“ – geplant sind 16 Paneele-Reihen. (Bild: Energie Graz)
Rendering vom Solarpark „An der Kanzel“ – geplant sind 16 Paneele-Reihen. (Bild: Energie Graz)

Auf dieser 2,8 Hektar-großen Fläche soll nur die Hälfte für die PV-Anlage benützt werden. Aber nur rund 20 Prozent, also 700 Quadratmeter, als „bedeckte Fläche“. Heißt: Paneele direkt auf der Wiese. Und, so Beutle einschränkend: „In dieser Naturschutz-Zone 3 ist die PV-Anlage möglich, aber Verbote wie Bohrungen unter drei Meter sind verboten…“

Feststehend: Es sollen 16 Reihen von Paneelen kommen, der Abstand sei mit fünf Metern unverhältnismäßig großzügig (Bild), so dass auch landwirtschaftliche Nutzung möglich sei. Ein Transformator ist obligat, ebenso die entsprechende Schalldämmung. Die Zufahrt sei gegenüber dem Sportplatz fixiert. Und: Der Abstand zu den Wohnhäusern sei mit 100 Metern ausreichend.



„Kanzel“-Anrainerinnen Gabrielle Bäck (li) und Prof. Gottlieb argumentierten. (Foto: E.C.)
„Kanzel“-Anrainerinnen Gabrielle Bäck (li) und Prof. Gottlieb argumentierten. (Foto: E.C.)

Schwere Bedenken der Anrainer

Die Projekt-Werber der in erster Reihe still gesessenen Stadt-Politiker nahmen nach den Vorträgen ihrer – ihnen unterstellten – Experten, die fundierten Anrainer-Argumente zähneknirschend entgegen. Solche, die von Prof. Renate Gottlieb, Gabrielle Bäck oder Erwin Raith, die mit Gutachten und Gerichts-Entscheidungen untermauert waren: von verstärkter Erderwärmung, Waldbrandgefahren bis zu Dürre-Schäden unter Paneelen. Und zu erwartenden Brunnen-Schäden bei Tiefen-Grabungen für die 1,72 MW-Transportleitungen.      

Eine fachlich versierte Anrainerin, Prof. Renate Gottlieb mit ihren Mitkämpfern Gabriele Bäck und Erwin Raith, führte anhand von Untersuchungsergebnissen drastisch vor Augen, dass durch die geplante Anlage die Wärmeabstrahlung um 50 Prozent erhöht und die Erderwärmung deutlich steigt. Ihr emotionaler Ruf in die Menge: „Für Grün-Politiker sollte es eine Herzens- und Ehrensache sein, so etwas mit allen Mitteln zu verhindern“


Gabrielle Bäck übergab das Dokument an Judith Schwentner: „Für Grün-Politiker sollte es ein Herzensanliegen sein, so etwas mit allen Mitteln zu verhindern.“ (Foto: E.C.)
Gabrielle Bäck übergab das Dokument an Judith Schwentner: „Für Grün-Politiker sollte es ein Herzensanliegen sein, so etwas mit allen Mitteln zu verhindern.“ (Foto: E.C.)

Umweltamtsleiter rastet aus

Einer, Umweltamts-Chef Werner Prutsch, hielt dagegen – mit verbal-untergriffigen Mitteln. Er machte die Anrainer-Argumente, eines Amtsleiters unwürdig, nieder: „Ich bin seit Jahrzehnten im Amt, gehe in 11 Monaten in Pension, kann daher befreit sprechen und sage: Das hier ist reine Polemik, das sind Argumente, die schon an AfD-Dimensionen reichen…“

„Skandal!”: So sagten*s viele im Saal, das Mikro blieb ihnen jedoch verwehrt. Und den Links-Politikern in den vorderen Reihen war’s offenbar wurscht.

Neo-Bezirksvorsteherin Doris Kampus (SPÖ) rief auf, die Aufregungen im Bezirk zu kalmieren. Ihr klares Bekenntnis, wie sie es in der „Kleinen Zeitung“ abgab, nämlich: „Für mich ist vollkommen klar, dass dieses Projekt in Andritz so nicht kommen kann“, ließ sie an diesem Abend vermissen – im Gegenteil. Warum, fragten sich manche? Ist Kampus als SPÖ-Graz-Chefin der Koalitions-Disziplin mehr verbunden, als den Andritzern …?

Ein Ur-Andritzer versuchte in seiner Wortmeldung den Spagat: „Echte Bürgerbeteiligung wäre mein Wunsch – wenn Politiker, Experten und die Bürger zusammen nach Lösungen suchen, könnten diese zur Zufriedenheit aller gefunden werden.“



Neo-Bezirksvorsteherin Doris Kampus organisierte und kalmierte. (Foto: E.C.)
Neo-Bezirksvorsteherin Doris Kampus organisierte und kalmierte. (Foto: E.C.)

„Jetzt oder nie“, ist heute nicht das Thema, wie es Frau Kampus punkto Entscheidungsfindung zum PV-Projekt am Ende erklärte. Ein Jurist aus dem Bezirksteil St. Veit meinte dazu ironisch: „Ja, das Projekt ist alternativlos – es ist hinter unser aller Rücken längst beschlossen …”  Ein anderer Aktivbürger beim Hinausgehen: „Schade um die Zeit.“

Erich Cagran


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