Partnergewalt: Nachbarn als „Aufpasser”
- Redaktion

- 25. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Unter dem Titel „SToP – Stadtteile ohne Partnergewalt” startet jetzt auch in Graz dieses Gewalt-Präventionsprojekt, bei dem vor allem die Nachbarn animiert werden sollen, nicht wegzuschauen oder wegzuhören, wenn es um familiäre Gewalt – vor allem gegen Frauen – geht. Begonnen wird In vorerst zwei Stadtteilen von Jakomini bis Liebenau und von Straßgang bis Gösting.
Mit den beiden Standorten in Graz erhöht sich die Zahl der Anlaufstellen von „SToP – Stadtteile ohne Partnergewalt”, die es seit 2019 gibt, auf insgesamt 46 östereichweit. Ein weiterer Standort in der Steiermark befindet sich in Leibnitz.
Ziel ist es, Gewalt in Beziehungen nicht zu tabuisieren, sondern betroffenen Menschen rasch und direkt Hilfe im eigenen Stadtteil zu bieten. Außerdem sollen Menschen niederschwellig in ihrem persönlichen Umfeld erreicht werden, bevor Gewalt entsteht. Weiters soll im Rahmen von Informationsveranstaltungen und durch Einbindung der Bevölkerung vor Ort soll gezeigt werden, wie eine gute Nachbarschaft Schutz vor Gewalt bieten kann.
Gelingen soll das – wie Projektleiterin Gatea Rahelle erläutert – durch eine Vernetzung der bereits bestehende Angebote zur Gewaltprävention und durch „Nachbarschaftstische.” Zu diesen Tischen können Menschen kommen, denen Vorträge, Schulungen und Workshops – auch für Jugendliche – angeboten oder wo diverse Gemeinschaftsaktivitäten geplant werden sollen.
Auf einen interessante Aspekt bei der Gewaltpräventionsarbeit machte Frauenhäuser-Geschäftsführerin Michaela Gosch aufmerksam: Junge gut gebildete Frauen seien besonders schlecht zu erreichen. „Wir erreichen gut ausgebildete Frauen viel schlechter, weil dort die Scham und der Gedanke, ich bin gescheit, ich bin gebildet, ich muss das selbst schaffen, noch viel größer sind.”
Im Fall des Falles Polizei verständigen
Was soll man also tun, wenn man im persönlichen Umfeld etwas bemerkt? „Rufen Sie die Polizei an und lassen Sie sich von geschulten Mitarbeiter:innen beraten. Damit können Sie nie etwas falsch machen", sagte Fraunhäuser-Geschäftsführerin Gosch.

Vorgestellt wurde das Projekt heute von Bürgermeisterin Elke Kahr, der Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark Michaela Gosch, Christian Scambor vom Verein für Männer- und Geschlechterthemen und Graz-Holding-CEO Wolfgang Malik, der die Ankündigungsstellen des Konzerns zur Verfügung stellt, „um die Botschaft an die Bürger:innen zu bringen."
Weitere Angebote gegen Gewalt an Frauen
Das Projekt „SToP" ist der neueste Mosaikstein bei den städtischen Bemühungen im Bereich der Gewaltprävention. Besonders das Referat für Frauen und Gleichstellung bietet zahlreiche weitere Hilfsangebote. So finden sich auf www.graz.at/gewaltschutz sämtliche Kontakte von Hilfe-Einrichtungen - von „Hilfe in Akutsituationen" bis hin zu Behörden -, die laufend ergänzt werden. Seit vielen Jahren setzt die Stadt zudem im Rahmen der internationalen „16 Tage gegen Gewalt" (25. November bis 10. Dezember) einen Schwerpunkt: Mit Kampagnen-Videos #schaunichtweg in Kinos, Öffis und Social Media sowie begleitenden Tipps und Infos. Über die Website erhältlich ist auch die Broschüre „Selbst Sicher! Gewaltfrei leben", bestell- und downloadbar, im Pocket-Format sowie in mehreren Sprachen (u. a. Arabisch, Bosnisch, Englisch, Kroatisch, Rumänisch, Türkisch).Ein weiteres Projekt ist „Luisa ist da", das gemeinsam mit der Beratungsstelle TARA und der Polizei umgesetzt wird: In teilnehmenden „Luisa-Lokalen" können Betroffene bei sexualisierten oder gewalttätigen Übergriffen rasch und unkompliziert Hilfe bekommen.


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