Moschee-Plan: Kritik an Intransparenz der Stadt
- Karl-Heinz Leiss
- 25. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Mai
Einmal mehr sorgt die Intransparenz der Stadtregierung von KPÖ und Grünen zu einem relevanten Großbauvorhaben in Graz für einen Aufreger. Diesmal geht es um die Pläne der „Bosnier in der Steiermark” für den Bau ihrer Moschee in der Gmeinstrasse in Puntigam, die sie bei der Baubehörde zur Genehmigung eingereicht haben.

„Es ist höchst bedenklich, dass ein Projekt dieser Größenordnung im Süden von Graz vorangetrieben wird, ohne dass der Gemeinderat in irgendeiner Form darüber informiert oder eingebunden wurde. Bei aller Religionsfreiheit braucht es Transparenz und Verantwortung und keine Politik des Wegschauens”, kritisiert dr Grazer ÖVP-Chef, Stadtrat Kurt Hohensinner die Geheimhaltungs-Strategie der verantwortlichen Stadtregierer, Bürgermeisterin Elke Kahr, Integrationesstadtrat Robert Krotzer, Liegenschafts- und Finanzstadtrat Manfred Eber (alle KPÖ) sowie Vizebürgermeisterin Judith Schwentner.
Eine Strategie, welche es der Grazer FPÖ möglich gemacht hat, die Anti-Islam-Diskussion in Graz wieder anzuheizen.
Und darum geht es: Der „Verein der Bosniaken Steiermark“ hat bei der Baubehörde Pläne für eine große Moschee mit Minarett in der Gmeinstraße in Graz-Puntigam eingereicht. Der Verein hat dort schon lange seinen Sitz, und hat derzeit rund 1.000 Mitglieder. Es wäre die zweite Moschee in Graz. Die andere, jene des „Islamischen Kulturzentrums“ ist in der Laubgasse, zwei Kilometer nördlich davon.

Seitens der FPÖ kommt dazu ein „Nein zum Halbmond über Puntigam“. Gemeinderat Günter Wagner spricht sich in eine Aussendung dezidiert gegen eine Moschee aus. Er argumentiert das mit Verkehrsproblemen, die es schon jetzt durch die rege Veranstaltungstätigkeit in der bestehenden Anlage gäbe.
Im Büro des zuständigen Stadtrates Manfred Eber (KPÖ) bestätigt man das Bauansuchen und kennt auch die Verkehrsfrage. Rechtlich sei die Frage, ob das Projekt als Religionsstätte oder als Veranstaltungszentrum gewertet wird – so würden etwa bei Kirchen auch keine Parkplätze vorgeschrieben. So oder so „darf es jedenfalls nicht zu groben Verschlechterung der Verkehrssituation kommen“, heißt es.
In Fragen Verkehr ist vor allem Verkehrsstadträtin Judith Schwentner (Grüne) am Zug, Stadtrat Hohensinner: „Sie muss die Sorgen der Anrainerinnen und Anrainer über Lärm und Parkplatzprobleme ernst nehmen und eine gute verkehrstechnische Lösung erarbeiten, dazu gehört vor allem auch eine Tiefgarage.”
Noch mehr mehr gefordert sind für den ÖVP-Stadtrat aber die für Religionen zuständige Bürgermeisterin Elke Kahr und Integrationsstadtrat Robert Krotzer (beide KPÖ). „Es ist ihre politische Verantwortung, dafür zu sorgen, dass es bei diesem Projekt zu keiner Auslandsfinanzierung und damit Einflussnahme oder Abhängigkeit in Fragen der Religionsausübung kommt.”
Lange Tradition der Bosnier in Graz
Mit knapp 7.600 Angehörigen sind die Bosnier nach den Kroaten, Rumänen und Deutschen die viertgrösste Gruppe mit Hauptwohnsitz in Graz.
Und Bosnier in Graz haben eine lange Tradition, wie Stadthistoriker Karl A. Kubinky weiß:
„Das 2. Bosnisch-Herzegowinische Infanterieregiment erhielt 1895 Graz als Garnison. Der Ergänzungsbezirk des Regiments war Banjaluka mit dem Norden Bosniens.“
Als fremd wirkende Soldaten und Gehilfen der Staatsmacht gegen die damals in Graz häufigen politisch rechten und linken Demonstrationen waren die Bosniaken in Graz nicht beliebt und blieben meist in der Dominikanerkaserne. Als bunte Truppe bei Paraden genoss jedoch insbesondere ihre Militärmusik unter Kapellmeister E. Wagnes („Die Bosniaken kommen“) die Anerkennung der Grazer Bevölkerung.
1914 zogen auch die Grazer Bosniaken als dem Kaiser loyal ergebenen Elitesoldaten in den Ersten Weltkrieg. An sie erinnern heute der Soldatenfriedhof in Lebring, der Grazer Straßenname „Zweierbosniakengasse” in Strassgang und die Bezeichnung „Bosniakerln“ für ein Roggenweckerl mit Kümmel.
KHL
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