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Lignano, die erfundene Stadt

  • Autorenbild: Redaktion
    Redaktion
  • 1. März
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. März

Grado, Lignano, Venedig, Triest - diese Städte an der oberen Adria zählen zu den beliebtesten Kurz-Urlaubszielen der Grazerinnen und Grazer. Andere haben sich dort dauerhaft niedergelassen, wie der bekannte Szenograf, Multikünstler und „Weltgrazers" Burkhard „Börki” Stulecker, in Marano Lagunare. Von dort wird er für graz.live erzählen. Diesmal über Lignano.


Der Strand von Lignano
Der Strand von Lignano

Als ich ein Kind war, verbrachte ich das Jahr damit, auf den Urlaub in Lignano zu warten. Nichts war wichtiger, als endlich über den heißen Strand in die Adria zu rennen, aus Sand Burgen und Fantasiegebilde zu formen und sich aus Begeisterung  beim Schnorcheln zu verschlucken, wenn einmal ein ganz großer Fisch auf meine Taucherbrillen starrte. Ich kenne noch heute sehr viele Menschen, für die Lignano die natürliche Reaktion auf Sommer bedeutet. Was spricht auch dagegen, man kenn sein Hotel, das Personal, die Lokale, das Essen und die friulanischen Weine. Ja, und die Kinder, mittlerweile die Enkeln, die rennen über den heißen Strand in die Adria.

Es ist Anfang März, das Hotel oder Apartment ist ja ohnehin schon gebucht, in einem der Sommermonate begibt man sich dann wieder in das Zuhause in Italien, um sich um nichts mehr kümmern zu müssen. Dann wird der Ort von über achtzigtausend Menschen belebt, knapp über sechstausend sind tatsächlich Einheimische und die beginnen nun, die Betten frisch zu überziehen, damit alles ist wie im Jahr zuvor. Die Auslagen der Geschäfte und der meisten Lokale sind jetzt noch mit den  Winterausgaben der „Gazzetta dello Sport“ verklebt, um dahinter den Räumen neuen Glanz zu verleihen und am Strand fahren Maschinen, die Treibholz und angeschwemmten Unrat aufsammeln, den Sand lockern, sieben und so säubern, als hätte er noch nie ein Meer gesehen. Es handelt sich immerhin um den Goldenen Sand, auf Italienisch „Sabbia d´Oro“.

Nach all meinen Reisen um die Welt, Wohnsitze in Umbrien und Lazien, bin ich vor über zwanzig Jahren in diesen südwestlichsten Punkt von Friaul-Julisch Venezien zurückgekehrt, einfach um zu bleiben. Nicht in Lignano direkt, sondern dahinter, in der Lagune, in Marano Lagunare, wo die Geschichte der Stadt am goldenen Sand beginnt.


Alles begann vor 125 Jahren

Es war um 1900, als einem Fischhändler namens Orlando Dal Forno aus Marano Lagunare auffiel, dass sich immer mehr Fremde von Fischern des Lagunenortes auf diesen Dünenstreifen fahren ließen. Vom Land her war dieser nicht erreichbar, den hinter dieser Sandzunge mit seinen Pinienwäldern gab es nur von Malaria-Mücken besiedeltes Sumpfgebiet.  Am Strand selbst gab es am Ostende , bei der „Porta Lignano“, dem westlichsten „Tor“ in die Lagune, ein paar „Casoni“ ,  Schilfhütten der Fischer, von wo sie ihren Fang an die Händler weiterverkauften. Und da hatte Signor Dal Forno eine Vision: Ein Lido sollte hier entstehen, wie der von Venedig, mit Hotels, Restaurants, Geschäften und glücklichen Geschäftsleuten. 1902  baute er ein Strandbad, kaufte von den Venezianern ein Vaporetto, das nun die Touristen an seinen Goldenen Sand brachten und eröffnete in Marano ein Büro, wo er Eintritts-  und Überfuhrkarten sowie Anteilsscheine für das Strandbad verkaufte. Das lief so gut, dass er 1903 Bürgermeister von Marano wurde. Nebenbei versuchte der Visionär unermüdlich finanzkräftige Abenteurer zu überzeugen,  auf seinem „goldenen Sand“ Hotels und Restaurants zu  errichten. Einen Namen hatte er schon, „Sabbia d´Oro“ – Goldener Sand.

1904 eröffnete schließlich das erste Hotel, das „Marin“. Immer mehr schossen aus dem Sand und die Anteilhaber seiner Gesellschaft wurden immer mächtiger. Der Fischhändler und Bürgermeister des kleines Dorfes passte nicht mehr in seine eigene Idee. Einer der Teilhaber war der damalige italienische .Finanzminister und erster Präsident der „Banca d´ Italia“ Bonaldo Stringher und für dessen Interessen war der umtriebige Maranese unnütz.  Man eliminierte Orlando, indem man ihm mitteilte, dass der zehn Kilometer lange Sandstrand, der sich vom Fluss Tagliamento bis zur Einfahrt in die Lagune erstreckt, nicht Teil der Gemeinde Marano, sondern Territorium von Latisana sei. Das erklärte man damit, dass dieser Küstenstreifen seinerzeit als Lehen des Dogen von Venedig an Adelige vergeben wurde. Der erste war ein gewisser Linunus, von dem sich der Name Lignano abgeleitet haben soll, der letzte war ein Nobile namens  Ventramin, mit Wohnsitz Latisana. Somit hatte Latisana, nach dem Zerfall der „Serenissima Repubblica di San Marco“, wie die Republik Venedig eigentlich hieß, einen Besitzanspruch.

1907 wurde in Latisana eine neue Firma geründet, und ein nagelneues, viel größeres Strandbad gebaut. Orlando trat als Bürgermeister von Marano zurück und die Gerechtigkeit revanchierte sich  mit der Wucht einer Sturmflut, die im Herbst desselben Jahres die neue Anlage vernichtete.


Bischof Josef Schoiswohl und die „Chiesa del Christo Redentore”

Dal Forno kämpfte weiter, wurde 1913 wieder Bürgermeister, bis zu seinem Tod 1917.  1959 sagte sich Lignano von Latisana los und wurde eine eigenständige Gemeinde, den Namen Sabbiadoro hat man dem Ortsnamen beigefügt. Der östlichste Strand, an der Einfahrt in die Lagune, gehört heute zur Gemeinde Marano Lagunare.  Man beauftragte die besten Architekten aus der Region, wie Marcello D´Olivo, der in Pineta eine einzigartige Stadtplanung in Form einer Spirale entwarf. Im Zentrum der Schnecke befindet sich die Kirche „Chiesa del Christo Redentore“ des Architekten Aldo Bernardis , die 1962 vom Grazer Bischof Josef Schoiswohl gesegnet wurde. Der damalige Pfarrer Mario Lucis musste dem steirischen Diözesanbbischof versprechen, an jedem Sonntag im Sommer eine deutsch-sprachige Messe abzuhalten. Dieses Versprechen wurde bis heute eingehalten.

Die Architektur an dieser Spirale lockt  eine ganz andere Art von Touristen an, es sind Architektur und Kunststudenten mit ihren Professoren aus aller Welt. Einer der wohl prominentesten Neugierigen  war Ernest Hemingway, der sich die Entstehung dieser Stadt nicht entgehen ließ und meinte: „  Lignano wird das Miami der Adria“. Hemingway verbrachte den 1940er Jahren viel Zeit in dieser Gegend, hatte in den Sümpfen der Lagunen eine sehr junge Geliebte  und  ging auch sonst  viel zur Jagd. Und, es inspirierte ihn zu den Roman „Über den Fluss und in die Wälder“. Pier Paolo Pasolini, der nur 40 Kilometer von Lignano, in seinem Heimatort  Casarsa, begraben ist, war voller Lobes und die „Villa Sordi“ zeugt davon, dass auch ganz große Schauspieler, wie eben Alberto Sordi, an diesem Ort gefallen fanden, wenn auch hauptsächlich seine Schwestern das Haus bewohnten.

Mit den ersten warmen Wochenenden beginnt nun wie jedes Jahr das buchstäbliche „Warm Up“. Die Lignano Familie holt sich dann mit Pasta, Pesce, Aperol Spritz und Caffe´ den Vorschuss auf den Sommerurlaub. In den nächsten Tagen wird man die „Gazetta dello Sport“-  Seiten von den Auslagenscheiben entfernen und das Glas reinigen, für einen klaren Blick ins Innere Italiens, auf die italienische Mode, die gedeckten Tische und  auf die Spielautomaten.  Zu dieser Zeit sitze ich dann gerne in einem Caffé und beobachte die fröhlichen Besucher, wie sie durch die „erfundene Stadt“ flanieren.


Besucherrekorde müssen nicht mehr getoppt werden

Allora, die Vision des Orlando Dal Forno von „seinem“ Lido ist aufgegangen. Im Jahre 1974 besuchten sechs Millionen Touristen den Goldenen Sand, das war Rekord. Aber man hat verstanden, dass man Rekorde nicht unbedingt brechen muss, schon gar nicht, auf  Kosten seiner Freunde. Veranstaltungen wie „Tutto Gas“ zu Pfingsten gehören zu jenen Geistern, die man rief und die den Wirtsleuten Freude bereiten. Ein Konzert von Vasco Rossi lockt fast doppelt so viele Besucher an den Strand und, man ist ja auch stolz  darauf, dass ein gewisser Usain Bolt in Lignano trainierte, um acht Olympia-Medaillen zu gewinnen.

Also, andiamo, wie jedes Jahr.

Burkhard Stulecker



Mediterrane Freunde: Burkhard Stulecker (rechts) und Veit Heinichen (Triest). (Foto: Stulecker)
Mediterrane Freunde: Burkhard Stulecker (rechts) und Veit Heinichen (Triest). (Foto: Stulecker)

Die vielen Talente des Burkard Börki” Stulecker

Geboren wurde Burkhard Stulecker 1956 in Langenwang. Nach dem Besuch der Volksschule Veitsch, des BRG Mürzzuschlag und einer Kreativitäts- und Handwerksschulung durch die Berg- und Bergbauregion Veitsch, begann er mit einem Bühnenbildstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz,  sowie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Professoren waren Wolfram Skalicki und Lois Egg. Es folgte ein einjähriges Bildhauerstudium bei Prof. Josef Pillhofer in Graz.


Stulecker und der Motorsport

Dann zog es in die Welt des Motorsports. Nach vier Jahren als Gofor war er ab 1979 für ein Jahr als Fabriktor im SHADOW Formel 1 Team in Northampton (GB) tätig.


Der Journalist

Von 1980 bis 1987 bewährte sich Stulecker als Journalist, u.a. für die Neue Zeit,  die Steirerkrone und den Grazer, wo er mit seinen Pranks die Stadt zum Lachen brachte. Weiters veröffentlichte er in der Wiener Zeitung,  der Autorevue, bei Motorsport Aktuell  in Zürich und Autosprint in Bologna.


Der Football-Enthusiast

1982 was Stulecker Mitbegründer von American Football in Österreich, ein Jahr war er Präsident der Grazer Giants aber auch österreichischer Nationalspieler bei der ersten American Football Europameisterschaft.


Börki” im Musikgeschäft

Auch im Musikgeschäft war er unterwegs: 1986 Mitbegründer der Musikwerkstatt Graz, Plattenproduktionen unter anderem mit Wilfried (Ikarus), Kurt Weinzierl (Tucholsky), Jazz Gitti, Herbolzheimer Junior, um nur einigen zu nennen. Legendär:  „Play it again Herr Albin” mit der Pianolegende des Theatercafé Graz.


Der Regisseur, Filmemacher und Szenograf

Neben diversen Regiearbeiten am Theater und bei Kurzfilmen, arbeitet er hauptsächlich Ausstattungen für TV-Serien,  Spielfilme,  Kino und  Theater.  Unter anderen für die Regisseure Franz Antel, Götz Spielmann, Wolfgang Dickmann, Reinhard Schwabenitzky, Hans Günther Bücking, Pavo Marinkovic, … Auch beim James Bond-Film Spectre war „Börki” mit dabei.


Der Maler, Grafiker und Eventveranstalter

Daneben stellte er seine Bilder und Grafiken aus, schuf Installationen, Drehbuchför-derungen, und entwickelt Theater- und Kunstevents.

So war Stulecker bei  der „Geburt” des Grazer Kunsthauses mit beteiligt: Mit „The Landing” , dem Grundsteinlegungsevent (Konzeptidee, Durchführung) sowie mit „The Blow up, die Sprengung des  Eisernen Hauses”, dem offiziellen Baubeginn des Kunsthauses (Konzeptidee, Durchführung)

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