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Islamismus: Hintergründe und Anzeichen für Radikalisierung

  • Autorenbild: Redaktion
    Redaktion
  • 1. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. März

Wenn es in steirischen Pflichtschulen mit muslimischen Kindern gut läuft, hat das oft mit ReligionslehrerInnen zu tun. Wenn es schlecht läuft ebenso! Das sagt der Grazer Präventionsmanager und Extremismusexperte Werner Miedl. Und verrät, wie man erkennen kann, dass bei Jugendlichen die islamische Radikalisierung begonnen hat.


Kinder und Jugendliche holen sich ihre Meinungen und Weltanschauungen immer öfter aus dem Internet. Im Gespräch unter Gleichaltrigen werden Haltungen bestätigt – oder abgelehnt. Manchmal werden Erwachsene ins Vertrauen gezogen. Miedl: „Wenn aber ReligionslehrerInnen als Verstärker von radikalen Haltungen fungieren, ist der Schaden oft schon angerichtet. Verfestigte Irrlehren bleiben oft unentdeckt und lassen sich zudem schwer korrigieren.”

„Ich kann dich töten, Allah wird mir verzeihen, so lange ich bete“! Diesen verhängnisvollen Satz richtete ein zehnjähriger Bub an seine Direktorin, die, nach den massiven Protesten der Elternschaft wegen des im Lehrplan vorgesehenen Sexualkunde-Unterrichts, stundenlanges Beten in ihrer Schule beendete. Das Gebet wurde offensichtlich als Buße durch die dortige Religionslehrerin eingeleitet.

Miedl: „Der Eklat wurde nie öffentlich, weil man damals – das war 2018! - solche ,Einzelerscheinungen’ besser unter Verschluss halten wollte. In der Zwischenzeit weiß man, das sind und waren nie Einzelerscheinungen, dem liegt eine tiefere Ideologie  mancher Eltern und der Glaubensrichtung, der sie angehören, zugrunde.”

„Muslimische ReligionslehrerInnen waren oft bei Problemen involviert”

Im Zuge seiner Arbeit an Schulen traf Werner Miedl, nach seiner Ausbildung als Präventionsmanager für den Bereich „Extremismus und Radikalisierung“ am Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Frankfurt am Main (D) oft auf problematische Schulklassen. Sehr oft waren die Probleme banal, die Ursachen entwicklungsbedingt. Dort, wo die Schwierigkeiten über die Religion ausgetragen wurden, sei man man sehr oft auf ReligionslehrerInnengestossen.

Im Zuge seiner Arbeit wurde Miedl mit WhatsApp – Nachrichten einiger SchülerInnen konfrontiert, die triumphierend hergezeigt wurden, wenn es darum ging, sich die eigene Wahrheit durch Religionspädagogen bestätigen zu lassen. Aus dem Zusammenhang gerissene Koran-Zitate, Meinungen und Verwirrendes war da zu lesen. „Was vor allem verstörend war, diese Dialoge fanden oft spät nachts im privaten Chat-Room von Schülerinnen statt.”



Aus dem Chat zwischen einer islamischen Religionslehrerin und ihrer Schülerin zum Thema Körpverschleierungin einem privaten Chatroom. Die Uhrzeit: kurz vor Mitternacht!
Aus dem Chat zwischen einer islamischen Religionslehrerin und ihrer Schülerin zum Thema Körpverschleierungin einem privaten Chatroom. Die Uhrzeit: kurz vor Mitternacht!

Konkordat von 1933 als eine der Ursachen für die Probleme von heute

Seit 5. Juni 1933, dem Inkrafttreten des  Konkordats in Österreich wurde vorerst der römisch-katholischen Kirche – später allen staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften Rechte eingeräumt wie zum Beispiel:

  • Die Anerkennung der Kirchen als Körperschaft öffentlichen Rechts

  • Die Einrichtung von Theologische Fakultäten samt kirchlicher Personalauswahl

  • Die darin geregelte „Seelsorge“ und das  Religionsunterrichtsgesetz sehen vor, dass der Staat Religionslehrerinnen finanzieren muss, ohne einen Einfluss auf die Qualität derselben zu haben.

  • Das Konkordat ist völkerrechtlich verbindlich und gilt im Sinne der Gleichbehandlung für alle in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften.

Miedl: „Wer hätte sich auch 1933 gedacht, dass etwa die Milli Görüs – Bewegung („Nationale Sicht“) oder die Muslimbruderschaft (islamistische Bewegung) den Boden für radikales Gedankengut in Österreich aufbereiten würden?

Es ist Zeit aufzuwachen

Messenger Überwachungen, polizeiliche Reaktionen sind notwendig und kommen spät. Sie sind allerdings das Ende einer langen Entwicklung zur Überwachung von Radikalisierung,  die bisher kaum unterbrochen wird, wo nicht hingeschaut wird, wo durch das Zuschauen und Nichtstun, das Gefühl der Akzeptanz hüben und drüben entstanden ist.

Der Präventionsexperte warnt aber davor, dem Islam als Region die Schuld zu geben. „Es geht nicht um die Religion, weder um den Islam, noch um das Christentum oder das Judentum. Es geht immer darum, was Menschen im Namen der jeweiligen Religion  machen.”

Was aber er Staat auf jeden Fall tun müsse: Qualitätskriterien für den Religionsunterricht schaffen und sich von deren Einhaltung überzeugen, bevor man Fehlentwicklungen finanziert. „Das Konkordat ist wie jedes andere Gesetz auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen und anzupassen, wenn desen Wirkung kontraproduktiv wirkt.”

Wie erkenne ich vom Islamismus radikalisierte Jugendliche?

Das Kind entwickelt sich zum „Vorzeigejugendlichen“, der früher so aufmüpfige Jugendliche, zieht sich plötzlich zurück, sitzt stundenlang vor dem Computer, versucht weder einmal zu rauchen, noch Alkohol zu trinken, das vor kurzem noch laute Kinderzimmer wird still, keine Musik mehr, kein Fernsehen. Täglich wird gebetet, fünf Mal, so wie es vorgeschrieben ist. Die Kleidung ändert sich, Freunde gelten plötzlich als unrein. Anzeichen dafür, das die Radikalisierung begonnen hat!


Werner Miedl: Experte für Radikalisierung und Prävention

Werner Miedl, Jahrgang 1955, war Polizist, Gründer von „Sicher Leben in Graz” und ist seit seit 2013 in der Früherkennung von Radikalisierung tätig, zuerst im Bereich der politischen Radikalisierung (links- und rechtsextrem), später im Bereich der religiösen Radikalisierung.

Er ist Gründer des Weichenstellwerks Graz, in dem jugendlichen Migranten unter anderem  Deutschlernangebote erhalten haben.

Ab 2019 bis 2020 absolvierte er eine  Ausbildung am Institut für Psychologie und Bedrohungsmanagement in Frankfurt am Main mit den Schwerpunkten Radikalisierung und terroristische Gewalt: Bedrohungsmanagement und Risikobewertung bei extremen Bestrebungen. Extremismus und Radikalisierung im Jugendalter – Extremistische Szenen, popkultureller Propaganda und Wege aus der Gewalt. Interkulturelle Konflikte: Sensibilisierung und Handlungsstrategien.


Redaktion   


Werner Miedl ist ausgewiesener Experte für Extremismus und Prävention. (Foto: privat)
Werner Miedl ist ausgewiesener Experte für Extremismus und Prävention. (Foto: privat)


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