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Grüne Träume: Drei Hauptverkehrsrouten und neue Murbrücke für Andritz

  • Autorenbild: Erich Cagran
    Erich Cagran
  • 21. Mai
  • 5 Min. Lesezeit

Der Anfang Mai hastig ausgerufene, koalitionäre und jüngst im Gemeinderat beschlossene Mobilitätsplan 2040 (MP 2040) hatte gestern in Andritz erste „(in-)offizielle“ Premiere: Als Grüne Werbeveranstaltung vor spärlichem Publikum mit wenig Konkretem, dafür mit Visionen wie eine weitere Murbrücke zwischen Andritz und Gösting oder einem Landestraßen-Dreieck als Hauptverkehrsroute.




So stellt sich der Grüne Mobilitätsplan 2040 die künftigen Hauptverkehrsrouten vor. (Foto: Cagran)
So stellt sich der Grüne Mobilitätsplan 2040 die künftigen Hauptverkehrsrouten vor. (Foto: Cagran)

Zur medialen Vorstellung hatte die Grazer Dreieinigkeit von KPÖ, Grüne und SPÖ Anfang Mai gerufen. Zukunft heiß demnach: Autoverkehr zurückdrängen auf 20 Prozent, Öffis und zu Fuß gehen 80 Prozent. So weit, so gut. Das Fachwort dafür: „Modal Split“. Die zur fachlichen Präsentation ausgerufenen, ersten „offiziellen“ Bezirks-Vorstellung in einer Bürgerversammlung in Andritz fand diesen Dienstag statt. Allerdings: ohne politische Verantwortungsträger. Der „offizielle“ Verkehrsexperte: Grün-Gemeinderat Christian Kozina-Voit, ein promovierter Geograf.

Die von der Rathaus-Koalition ausgerufene Bezirksversammlung wurde schließlich als Info-Veranstaltung vom Verein „Lebenswertes Andritz“ organisiert. Von der Bezirksvorsteherin, wie auch den meisten Bezirksräten – keine Spur. Der löbliche – überparteiliche – Verein, so Obmann Richard Hummelbrunner, warb um Mitglieder. Sein „Vize“, Architekt Richard Resch, betonte die guten Kontakte mit den Vertretern der Stadt Graz. Die sich an diesem Abend (nicht) zeigten.

Also durfte der Grün-Gemeinderat reden. Mehr als eine Stunde lang. Wie in einer Art Vorlesung im ersten Studienabschnitt in einer Grün-Akademie. Kozina-Voit listete in einstündiger Überforderung vieler der weniger als 60 Zuhörer – bei „normalen“ Bezirksversammlungen sind es drei Mal so viele - pragmatisch die ohnehin unbekannten Nicht-Inhalte des Planes auf. Die vier Kapitel: Rahmenbedingungen, Ausgangslage, Zukunftsbild und Maßnahmen wurden genannt.

„Verkehr ist die Freiheit, die endet, wo die Freihat des anderen eingeschränkt wird“, lautete ein Postulat: Also, und das stellte Kozina-Voit weiter voran: „Wir müssen die Prioritäten verschieben – dem Autoverkehr sollen nur noch 20 Prozent Platz gegeben werden, den Öffis 80 Prozent“. Nach der ersten halben Stunde verließen die ersten Zuhörer den Saal… Kozina-Voit sprach weiter von „verkehrsberuhigten Quartieren“. Alles gut. Eingesessene Grazer erinnern sich an die von den Grünen einst ausgerufenen „effizienten Quartieren“ bei der Reininghaus-Gründe-Entwicklung…

Der „Stadt-Tunnel für die S-Bahn „sei voll in Planung” Als Koalitions-Alternative für die einstige Nagl-U-Bahn. Die Tatsache, dass dafür im Bund in der Mittelfrist-Planung bis 2040 selbst bereits bei Grünen-Ministerin Leonore Gewessler kein Budgetrahmen vorsehen war – und der Bund sollte dazu mehr als 50 Prozent zahlen – wischte der Grün-Gemeinderat weg. „Ersetzen des Zufalls durch Irrtum“, hallte es aus dem Hinterhalt vom Techniker Manfred Pongratz.


Das Interesse am –  vom Verein „Lebenswertes Andritz" organisierten– Infoabend über den Mobilitätsplan 2040 war eher gering, und die ersten gingen nach einer halben Stunde wieder. (Foto: Cagran)
Das Interesse am – vom Verein „Lebenswertes Andritz" organisierten– Infoabend über den Mobilitätsplan 2040 war eher gering, und die ersten gingen nach einer halben Stunde wieder. (Foto: Cagran)

Landesstraßen-Dreieck als Hauptverkehrsroute durch Andritz

Doch auch zum Bezirk Andritz wurde geredet, was der eigentliche Sinn des vom Verein „Lebenswertes Andritz“ organisierten, neutralen Info-Abends war. Grundlage für die Erkenntnisse dieses Mobilitätsplanes, so Grün-Mandatar Kozina-Voit: „Die Bezirksratsbeschlüsse der letzten zehn Jahre“. Betroffene Bürger kommen dabei nicht vor.

Eines der Bezirks-Leitprojekte sei, so Kozina, die Weinzöttlstraße. Hier soll es, die Grafik wurde schnell weggeblendet, eine nur noch in beiden Richtungen verengte Auto-Spur geben - und der heute nahezu abenteuerlich Radweg Richtung Gratkorn dementsprechend verbreitert werden. Für Pendler – die die Stadt Graz täglich braucht - keine zukunftsweisende Perspektive.

Auch in der ohnedies mehr als engen Statteggerstraße soll eine eigene Radweg-Spur eingezogen werden. Kozina: „Die Frage ist offen, wie man da durchkommt…“ In der Radegunderstraße Richtung Neustift ist es für ihn die – offene – Frage, ob auf oder neben der Straße. Hauptsache: Radweg.

Es soll also laut diesem MP 2040 ein Landesstraße-Dreieck Weinzöttlstraße – St. Veiter-Straße – Radegunderstraße die neuen Andritzer Hauptrouten darstellen. Dazwischen nur Verkehrsberuhigung. Wie, so fragte Karl Gruber, sollen die Schleichwege dazwischen verhindert werden? Und so, ÖVP-Bezirksrätin Gerda Grossegger, „wie die Radegunderstraße mit dem Jugendzentrum und zwei Schulen sicherer werden?” Kozina-Voit: „Wir haben uns einmal darauf politisch geeinigt. Schleichwege kann man mit Information), Einbahnen, die ein Durchfahren unattraktiv macht oder auch Fahrverboten verhindern …


Architekt Richard Resch und  Obmann Richard Hummelbrunner vom Verein „Lebenswertes Andritz" luden Grün-Gemeinderat Christian Kozina-Voit (v.r.) zur Vorstellung des Mobilitätsplans 2040 ein. (Foto: Cagran)
Architekt Richard Resch und Obmann Richard Hummelbrunner vom Verein „Lebenswertes Andritz" luden Grün-Gemeinderat Christian Kozina-Voit (v.r.) zur Vorstellung des Mobilitätsplans 2040 ein. (Foto: Cagran)

Und zum aktuellen Problemfall des seit zwei Jahren gesperrten Pongratz-Moore-Steges meinte Kozina-Voit: „Da sind ja auch Leitungen verschiedener Leistungsträger drinnen, die muss man natürlich erst planen und das dauert…“ (Anm. d. Red.: Diese Leitungen gibt`s hier seit 30 Jahren und sind nur zu erneuern). Dass dieser neue Murübergang – dank der der GrünenBürgermeisterin-Stellvertreterin Judith Schwentner verordneten Luxus-Ausstattung – nun statt 2,4 Millionen Euro Kosten für eine Standardbrücke die Steuerzahler nun 6,5 Millionen kostet, überging der Grüne Gemeinderat geflissentlich.   


Neue Brücke zwischen Arlandgrund und Fischeraustraße?

Dafür verblüffe Kozina-Voit auf einmal mit einer „neuen Brücke“ zwischen Arlandgrund und Fischeraustraße als Teil des MP 2024. Diese Brücke sollte in etwa 300 Meter nördlich des nun geplanten, luxuriösen Pongratz-Moor-Steges kommen. Fragen nach den Kosten oder Zeitraum konnte der Grüne Verkehrsexperte freilich nicht nennen. Wie überhaupt: „Unser Ziel ist es, auch den Pendlerverkehr auf die Landstraße zu verlegen …“.

Es wurde also viel über Allgemeines geredet. Andritzer Themen, weswegen die, wenn auch wenigen, Bezirksbürger gekommen waren, gab es kaum, so wie bei alle anderen Bezirksversammlungen auch. Eine ältere Anrainerin am Hauptplatz, die den neuen TIM-Parkplatz als „Schwachsinn“ bezeichnete, da nicht einmal mehr ein Behinderten-Parkplatz vorhanden sei, wurde mit „das ist jetzt nicht das Thema, vielleicht später…” Und: „das hat der Gemeinderat so mehrheitlich so entschieden”, so Kozina-Voit.


„Fünf Stundenkilometer für Radler unannehmbar”

Manfred Pongratz und Ronny Knoll reklamierten die von Vizebürgermeisterin  Schwentner nach mehrheitlichem Anrainer-Antrag – schriftlich – zugesagten und danach abgesagten Wohnstraßen Zelinkagasse/Geisslergasse. Dazu stellte Kozina-Voit fest: „Dann könnten Radler dort nur noch Stundenkilometer fahren - unannehmbar“. Was genau das Problem trifft, aber „… laut Masterplan kann hier keine Wohnstraße kommen, das Straßenamt hat*s so verordnet“. Was leider nicht stimmt.

Die per MP 2040 ausgerufene „15-Minuten-Stadt“, also Autos raus, heißt laut Manfrede Pongratz: „Das ist Bashing in Reinkultur: Alte Menschen brauchen das Auto zum Arztbesuch, die Jungen dürfen nimmer Autofahren. Das entzweit die Gesellschaft“. Und, wie Technik-Ingenieur Pongratz aus eigenem Erleben sagt: „Verkehrsberuhigung heißt offenbar: ein (oft mit Kindern) beladenes Lastenrad mit E-Motor in Wohngebieten wie hier ist eine mindestens ebensolche Gefahr, wie die von Kozina -Voit angesprochenen 100 km/h eines Pkw im Stadtgebiet…“


Diskutanten (v.l-): Manfred Pongratz, Gerda Grossegger, Prof. Martin Fellendorf. (Foto: Cagran)
Diskutanten (v.l-): Manfred Pongratz, Gerda Grossegger, Prof. Martin Fellendorf. (Foto: Cagran)

„Andritzer Hauptplatz ohne Zufahrt ist Ruin für die Wirtschaft”

Andritz-Urgestein, Bäckermeister August Wölfl, brachte die Wirtschaft ins Spiel. „Ein, wie kolportiert, Andritzer Hauptplatz ohne Zufahrtsmöglichkeiten ist der Ruin der örtlichen Wirtschaft. Kozina-Voit: „Das ist alles sehr komplex, das müssen wir überdenken.” „Lebenswerts Andritz”-Obmann Richard Hummelbrunner ergänzte: „Wir müssen weg von unserm Klein-Klein-Denken, wir brauchen Rad-Netzwerke.“

Ex-Bezirksvorsteher Johannes Obenaus sah Widersprüche im „Prioritätenplan“: „Wo steht, dass in der Andritzer Reichsstraße zwischen den Häusern Nummer 102 und 108 die Gehsteig-Lücke geschlossen werden soll? Das stimmt nicht einmal mit dem Vorhabens-Plan der Stadt überein, der Gehsteig muss bis zur Hoffeldstraße reichen“. So viel zum „Klein-Klein" von zuvor.


Finanzierungsfrage völlig ungeklärt

Fragen der BIA-BürgerInitiatveAndritz nach den Kosten dieses Planes blieben freilich offen. „Das ist nur ein Rahmenplan“, meinte Kozina-Voit. Dass der genannte „Stadttunnel“ nicht einmal noch im Förderplan 2040 des Bundes enthalten ist, ließ ihn unberührt. „Wenn es da noch nicht gelingt, dann eben im darauffolgenden Plan.

Abschließend sagte der renommierte TU-Verkehrsexperte, Prof. Martin Fellendorf, Experte auch beim Lobau-Tunnel in Wien, kurz, aber unmissverständlich gegenübertrat.live: „Bei diesem Mobilitätsplan ist einiges denkbar, vieles aber nur Wunschdenken. Wenn S-Bahn und Graz-Tunnel, dann geht’s nur mit den ÖBB, Mur-Gondel, Metro etc. sind nicht konsensfähig“.

Erich Cagran

1 Comment


Johannes Obenaus
Johannes Obenaus
May 21

Zum Absatz Widersprüche im Prioritätenplan: Kozina-Voit hat in seinem Statement erklärt, dass der Gehsteig in der Andritzer Reichsstraße von der Hoffeldstraße bis zur St. Gotthardstraße errichtet wird. Im MP 2040 steht aber auf der Seite 80, dass dieser nur von HNr. 102 - 108 errichtet werden soll. Ebenso hat er fälschlicher Weise erklärt, dass die Planungen für einen Radweg in der Radegundertraße laufen, was auch nicht stimmt, denn diese Planungen wurden von der Stadt Graz und dem Land Steiermark schon vor Monaten abgesagt, denn die dafür notwendingen Grundstücke können nicht angekauft werden. Vom Schreibtisch von Wien aus kann man sicherlich viel um teures Geld planen, aber die Realität vor Ort sieht dann aber anders aus. Darum sollten örtliche Planer, aber…

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