Baustopp? Grüne betonieren Andritz zu!
- Erich Cagran

- 24. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Mit der gestrigen Präsentation der Bebauungsplanes Pfanghofweg ist der dritte Großbau in dieser Stadtregierungs-Periode in Andritz in Vorbereitung. Vier weiteren Monster-Bauten sind schon im Entstehen. Diese massive Grund-Versiegelung unter der Grünen Judith Schwentner übertrifft schon die Ära von „Beton-Siegi“ Nagl. Er verlor auch deswegen die Graz-Wahl 2021.
Beim jüngsten Projekt am Pfanghofweg soll, so der Bebauungsplan-Entwur auf 7.103 Quadratmetern grüner Wiese der Boden mit fünf Wohnblöcken versiegelt werden. Um darüber zu informieren, waren die Bewohner von 150 Haushalten im näheren Umkreis geladen. Auffallend: Beworben wurde die Veranstaltung im Andritzer „abc“ vom Grünen Bezirksvorsteher-Stellvertreter Ulrich Pichler. Zur Präsentation saß Grün-Gemeinderatsklubobmann Karl Dreisiebner und die ganze ÖVP-Fraktion im Bezirksrat.SPÖ-Bezirksvorsteherin Doris Kampus fehlte – wieder einmal… Genauso wie die Verkehrsplanung, für deren Leiter Wolfgang Feigl durchaus wesentliche Fragen aus dem Publikum zu beantworten gewesen wären. Die Einspruchsfrist läuft noch bis 27. November.

Talentierter Stadtplanungs-Chef
Also zelebrierte Stadtplanungschef Bernhard Inninger mit seinen Ingenieurinnen den neuen Plan. Und es wurde wieder knifflig, als eine Anrainerin fragte, warum für dieses Projekt eine Bebauungsdichte von 0,6 festgemacht ist, wo rundum nur eine Dichte von 0,4 gelte. Also dozierte der talentierte Amtsleiter Inninger lang ausholend, dass man mit jedem Schritt in der Stadtentwicklung auch die Kennzahlen zeitgemäß adaptiere. Sei’s drum: Andritz wird um ein weiteres Stück grüner Wiese beraubt. Blenden wir kurz zurück. Anfang Oktober 2025 wurde der Bebauungsplan Lindengasse (gegenüber der Caritas-Sammelstelle) für eine 5.765 m² große Wiese präsentiert. Jedoch ohne eine direkte Zufahrt über die Lindengasse, wofür dann eigentlich nur der Mur-Radweg in Frage kommt. Saubere Planung sieht wohl anders aus. Anrainer laufen bereits Sturm dagegen, sie haben noch bis 27. November Zeit für mögliche Einwendungen.

Tricksereien - geübte Praxis
Tricksereien dieser Art sind, wie’s scheint, geübte Praxis von Inningers Stadtplanung. Am Beispiel des Bebauungsplanes für ein Monster-Projekt im Bezirkskern, nämlich Andritzer Reichsstraße (neben der Post)/Grazer Straße/Rohrbachergasse/Am Andritzbach vom Juli 2023 zeigt sich, dass die Bebauungsdichte einiger neuer, von Vizebürgermeisterin Schwentner gewünschter Bäume wegen für hunderte Quadratmeter zusätzlicher Wohnfläche zugunsten des Bauträgers erhöht wurde. Aufrechte Bürger sahen hier nicht tatenlos zu. Der Fall liegt seit drei Jahren bei den Gerichten. Und wie es aussieht werden die, nennen wir es Ungereimtheiten, der Stadtplanung, nicht unwidersprochen durchgehen.
Unterdessen wird in anderen Teilen des Bezirkes bereits kräftig gebaut. Das einstige Narrativ von Langzeitbürgermeister Siegfried Nagl, dass er es toll für eine Stadt findet, wenn er rundum Baukräne sieht, hat nun wieder Saison. Hochsaison, sogar. Diesmal jedoch unter Grüner Führung. Die Stadtplanung – Ressort: Judith Schwentner – schöpft alle Möglichkeiten unter teils bemerkenswerten Verrenkungen aus, um so viel wie möglich bauen zu lassen.

Hinterhof wird zur Straßenrandbebauung
Beispie dafür: Das vor zwei Jahren an der Adresse Statteggerstraße 8 von der BKI errichtete Wohnhaus steht rund 35 Meter von der Straße entfernt, die Zufahrt erfolgt zwischen den Häusern Statteggerstraße 4 und 6. Das Gutachten von Stadtplanungs-Chef Inninger besagt: Das ist eine Straßenrand-Bebauung. Wozu davor seine Abteilung den Begriff Straßenrand-Bebauung im „Räumlichen Leitbild“ als Teil des Raumordnungs-Gesetzes genau definiert hat, nämlich, wie der Begriff sagt, mit Straßenrand ist fraglich. Dieses Gebäude ist jedenfalls eine klare Hinterhof-Bebauung, aber –so die Kritiker „ein Herr Inninger hat immer recht. Weil seine Chefin, Judith Schwentner sachbezogen dazu sagt: Ich vertraue meinen Fachleuten zu hundert Prozent. Punkt.”
Also sieht man rundum im Bezirk Baukräne. In der St. Veiterstraße, wo eine Wohnanlage gerade im Fertigwerden ist.
In der Grazerstraße, wo ein riesiger Wohnblock bereits im Rohbau steht. In der Radegunderstraße/Ecke Prochaskagasse errichtet Kohlbacher-Immo einen Fertigteil-Block und in der Prochaska/Ecke Statteggerstraße wurde kürzlich mit dem Bau zweier weiterer Wohnblöcke der BKI begonnen.




Schwentner rief „Baustopp” aus
Bei all dieser Bautätigkeit, die nicht einmal in der Ära des – auch daran – gescheiterten „Beton-Siegi“ Nagl so massiv war, muss man an den Wahlkampf 2021 erinnern, wo vor allem die Grünen und Judith Schwentner diesem intensiven Versiegeln den totalen Kampf angesagt hatten, sogar einen „Baustopp” versprochen haben. Das hatte zum Beispiel am 31. August 2021, um 13.05 Uhr auf ORF-Steiermark so gelautet: „Eine Chance für mehr Klimaschutz, mehr Grün, mehr Platz und mehr Miteinander – so umriss am Dienstag die Grüne Spitzenkandidatin Judith Schwentner ihr Programm für Graz. An erster Stelle steht der sofortige Baustopp für Graz. Und diese sagte wöetkich: „Es entstehen überall Riesen-Wohnbauten, die Flächen werden versiegelt, zubetoniert, und man hat den Eindruck, niemand weiß Bescheid, wie und wo. Deswegen fordern wir einen Baustopp – korrekt heißt es Bausperre, und das ist nach dem Landesgesetz möglich –, so etwas wie eine Nachdenkpause, um diese Zeit zu nutzen, um man die Planungsinstrumente der Stadt Graz zu überdenken.“
Wie Baustopp und/oder Bausperre der Grünen heute aussehen – siehe die aktuellen Details, alleine aus dem Bezirk Andritz.
Erich Cagran


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