Andritz: Wieder zwei neue Wohnsilos
- Erich Cagran
- 14. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Als wäre Andritz nicht schon genug zubetoniert: Seit 10. September wird das ehrwürdige alte Ensemble des so genannten „Peneff-Hofes“, ein Stück weiteres Alt-Andritz abgerissen. An derselben Stelle, aber mit neuer Zufahrts-Adresse Prochaskagasse 2-4, errichtet die BK-Immo auf rund 4.000 m² zwei weitere Wohnblöcke – unmittelbar neben ihrem seit knapp 2 Jahren fertiggestellten Neubau Statteggerstraße 8, einem Bau mit fragwürdiger Bewilligung.
Für Kinder der benachbarten Volksschule Andritz ist’s freilich ein spannendes Schauspiel: Bagger, Lastwägen, Wasserschläuche zur Staubminimierung beim Abriss. Für Bezirksbewohner, die durch den Abriss-Lärm schauen gehen, etwas zum Kopfschütteln. „Ich dachte, das schöne alte Haus wird renoviert“, meinte eine ältere Dame mit Hund. „Aber dass auch hier wieder für Wohnbauten zubetoniert wird und die schönen alten Bäume gefällt wurden, ich versteh’s nicht…“.

Die Preise für diese neuen Wohnungen – geplante Fertigstellung Ende 2026 - sind auch nicht gerade für jedermann erschwinglich, wenn auch variabel: Von 5.500 bis 8.500 Euro für ein Penthouse. Die BK-Immo nennt dafür vor allem die lange Dauer des Bewilligungs-Verfahrens. In den fünf Jahren seit der Projekteinreichung seien die Baukosten um rund 50 Prozent gestiegen. Dennoch seien diese noch günstig, zumal die BK-Immo zum GRAWE-Konzern gehört und die Finanzierung über die hauseigene Bank Burgenland erfolgt.
Der Abbruch-Bescheid ist schon seit Jahren ausgestellt, nachdem die Familie Peneff ihren Familien-Sitz an die BK-Immo verkauft hat. Der Baubescheid wurde vor einigen Monaten erteilt. „Dafür hat’s fünf Jahre gebraucht – wegen einiger Einsprüche, der Rodungs- und Neupflanzungsbewilligung, usw.“, so Projektleiter Alfred Lang von BK-Immo. Laut Baugenehmigung sind zwei Blöcke mit insgesamt 31 Wohn-Einheiten vorgesehen – 11 im straßenseitigen Bauteil 1, deren 20 im nach hinten ausgerichteten Teil 2. Wobei diese Immo-Firma auch das gegenüberliegende Objekt im Innenhof, nämlich Statteggerstraße 8, von einem anderen Eigentümer erworben hat. Um ein gesamtheitliches Drei-Blöcke-Domizil entstehen zu lassen, so die Interpretation der Stadtplanung.

Fragwürdige Bewilligung
Letzteres ist jedoch bis heute fragwürdig, um nicht zu sagen möglicherweise gesetzeswidrig bewillig worden. Es ist rund 35 Meter von der Einfahrt Statteggerstraße errichtet. Ein Hinweisschild nahe der Straße weist den weiten Weg dorthin – hindurch zwischen den Häusern Statteggerstraße 4 und 6. Die Baubewilligung lautet jedoch auf Straßenrand-Bebauung. Aber das ist eine andere Geschichte: Stadtplanungs-Chef Inninger sieht den „Straßenrand“ in causalem Zusammenhang mit dem jetzigen Neubau. Die BK-Immo will heute aber nichts von einem zusammenhängenden Domizil wissen. „Dieser Bau ist nicht nur der Adresse nach (Statteggerstraße 8) von unserem jetzigen Projekt Prochaskagasse 2 – 4 völlig getrennt, sondern hat auch eine eigene Tiefgaragen-Zufahrt“, so Alfred Lang.
Diese Unstimmigkeiten in der genannten Bewilligung mach(t)en die Nachbarschaft hellhörig. Denn dort hat Bernhard Inninger, der Leiter der Stadtplanung, seiner eigenen Gesetzes-Grundlage widersprochen. Jener, die die Straßenrand-Bebauung in ihrem „Räumlichen Leitbild“ klar definierte. Nämlich, dass maximal eine Hecke zwischen Straßen- bzw. Gehsteigrand und dem Gebäude sein darf. Beschwerden von Anrainern und der BIA-BürgerInitiativeAndritz bei der zuständigen Stadträtin Judith Schwentner (Grüne) wurden brüsk abgeschmettert: „Ich vertraue meinen Beamten zu hundert Prozent…“ Punkt.


Wasserhydrant mitten in der Straße
Ergo dessen ist man in Andritz auch beim jetzigen Bau skeptisch. Ein erstes Anzeichen war, dass die Firma, die den Abbruch des alten Peneff-Hofes durchführt, ohne Zustimmung der Eigentümer des angrenzenden Privatweges einen Wasserhydranten mitten in die Straße setzte. Man hätte dafür von der Holding Graz die Zustimmung, teilte die Baufirma Porr mit. Ein Referent des Stadtrechnungshofes dazu: „Privat ist privat – das geht so gar nicht“. Auch eine Schülerlotsin der Volksschule Andritz an der Schulweg-Kreuzung Statteggerstraße – Prochaskagasse hatte Sicherheits-Bedenken angemeldet und die Polizei zur Klärung gerufen. Denn die Baustellenausfahrt ist unmittelbar neben dieser Kreuzung, die LKW überqueren dort den einzigen Gehweg. Bleibt abzuwarten, ob dieser Neubau noch mehr Staub aufwirbelt, als der Abbruch der alten Mauern …
E.C.
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