6,5 statt 2,4 Mio. €: Luxus-Brücke statt Funktions-Steg
- Erich Cagran
- 14. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Obwohl immer noch Bewilligungen ausständig sind, soll 23 Monate nach der Totalsperre, morgen Donnerstag im Gemeinderat zumindest die Finanzierung für den neuen Pongratz-Moore-„Steg” beschlossen werden.

Viele Menschen in Andritz und Gösting nennen es resignierend ein „Trauerspiel“. Für jene, die durch die Langzeit-Sperre weite Umwege in Kauf nehmen müssen, ist`s ein „Skandal“. Manche nennen es gar eine Schwentner-Schikane zu Wahlkampf-Zwecken. Fakt ist: Der neue Steg nahe dem Kalvarienberg wird gebaut – im voraussichtlichen Wahljahr 2026.
Die Kosten für das neue Brückenbauwerk werden mit 6,5 Millionen Euro beziffert, wovon 3,5 Millionen rein aufs Stadtbudget gehen werden. Den Rest sollen die Leitungsträger – Gas, Wasser, Strom, Telekommunikation – übernehmen, in erster Linie Energie Steiermark und Energie Graz.
Bis zum Herbst hofft die Stadt alle notwendigen Genehmigungen zu haben, Baubeginn für die 66 Meter lange Brücke über die Mur soll dann Ende 2025 sein. Fertig sein soll das Bauwerk ein Jahr später.
Hält der genannte Bauplan, sind seit Beginn der Sperre des Steges dreieinhalb Jahre vergangen. Im Tagesdurchschnitt wurde der alte Steg von rund 2.000 Menschen frequentiert. Das sind bis heute bereits rund 1,3 Millionen Mur-Überquerungen, die durch die Sperre verhindert wurden. Heißt auch: 1,3 Millionen Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad zwischen den Bezirken Andritz und Gösting verkehrten, mussten seither den Umweg über die Weinzödl- oder Kalvarienbrücke nehmen. Viele von ihnen besonders „umweltfreundlich” per Auto.

„Neuer Steg hätte billiger und schneller fertig sein können“
Unter den von der Sperre Betroffenen sind auch Techniker. Diese meinten vielfach, dass ein neuer Steg mit einfachen Standard-Bauelementen in wenigen Monaten wieder herstellbar gewesen wäre. Und vor allem, um wesentlich geringere Kosten. Nämlich um maximal 2,4 Millionen Euro, anstatt der nun zum Beschluss vorliegenden 6,5 Millionen Gesamtkosten. Bei der Projektvorstellung am 20. Februar dieses Jahres stellte Bürgermeisterin-Stellvertreterin Judith Schwentner im Beisein von Baudirektor Bertram Werle die Fahrrad-Freundlichkeit der neuen 4,5 Meter breiten Brücke in den Vordergrund. Und als Asset die geplante, helle Beleuchtung.
Alles recht schön und gut. Aber warum, so fragen die BIA-BürgerInitiativeAndritz und die Interessensgemeinschaft Fischeraustraße, ist 23 Monate lang nichts geschehen? Warum wurde keine Ersatzlösung geschaffen, etwa in Form einer Behelfsbrücke, wie vom Bundesheer vielfach schon errichtet? Antworten darauf gab es aus dem Rathaus keine zufriedenstellenden. Dazu meinte Thomas Fischer, Leiter des Straßenamtes, im graz.live-Gespräch mit leichtem Schmunzeln „für die öffentliche Hand ist das aber relativ rasch…“. Freilich könne er den Ärger der betroffenen Menschen verstehen, sagt Fischer. „Die Sperre war aber aus Sicherheitsgründen notwendig und die Dauer ist fachlich nachvollziehbar“.

Nicht alle Verfahren abgeschlossen
Dennoch sind bis dato noch immer nicht alle nötigen Bewilligungs-Verfahren abgeschlossen, jedoch eingereicht. Auch ein Servituts-Verfahren ist noch ausständig. Konkret geht es um 20 Zentimeter auf eine größere Länge, also insgesamt um wenige Quadratmeter für einen Zaunsockel. Diese werden ob des voluminösen Neubaus vom Eigentümer CityCom benötigt. „Das sollte aber das geringste Problem sein“, so Thomas Fischer. Dazu habe man bereits die mündliche Zusage von CityCom-Chef Ulfried Heinzl. Warum man aber so ein kompliziertes Bauwerk für ein reines Funktions-Stück errichtet? Fischer: „Es ist eben die Frage, was will man haben…?“
Das entscheidet die Politik. Also: Wird’s ein „Schwentner-Denkmal”, wie manche meinen? Bei einem so wichtigen Verkehrsweg hat die Funktionalität Vorrang zu haben vor sündteuren, planerischen Highlights, die unnötige Behördenverfahren nach sich ziehen. Die Frage stellt sich auch: Wo ist die Gesamtverantwortung von Bürgermeisterin Elke Kahr, die auch hier, ebenso wie bei vielen anderen fragwürdigen Maßnahmen von Judith Schwentner tatenlos zusieht?
Erich Cagran
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